Letzter Tag in Vlissingen

Nun ist unser Urlaub fast zu Ende.

Busfahrkarten

Das Wetter war gestern noch sehr schön. Als entschlossen wir uns, mit dem Bus nach Westkappele zu fahren. Zur Bushaltestelle waren es etwa 10 Minuten zu Fuß. Die Busfahrt dauerte knapp 30 Minuten.

Der Weg führt über schmale Straßen, die teilweise so eng sind, das entgegenkommende Fahrzeuganhalten müssen. Dabei machten wir die Feststellung, dass radelnde Urlauber durchaus einen Hang zum Suizid haben. Der ein oder andere entkam nur sehr knapp der Stoßstange unseres Busses und das lag nicht an der Geschwindigkeit des Busses!
In Westkapelle angekommen orientierten wir uns entlang der „Shoppingmeile“. Westkapelle ist ein verhältnismäßig kleiner Ort an der Westspitze der Provinz Zeeland. Daher ist die Shoppingmeile nicht sehr lang und beschränkt sich auf Geschäfte für den täglichen Bedarf und was der Tourist und sein Nachwuchs am Strand grad dringend benötigt.
Schnell kamen wir am größten Frittentempel des Ortes an und kletterten die befestigte Düne rauf um den Fettdunst hinter uns zu lassen.

Oben angekommen hat man einen sensationellen Rundumblick über die Schelde und Westkapelle. Das Wetter war prächtig und so konnten wir den

Wache der Reddingsbrigade

Kirchturm von Middelburg in der Ferne erkennen. Auf der Düne beziehungsweise dem Deich steht ein Panzer zum Gedenken an frühere Zeiten. Oben, am Ende der asphaltierten Piste ist eine große Station der niederländischen Wasserretter, der Reddingsbrigade.

Da wir noch ein wenig die Aussicht genießen wollten, stoffelten wir die Treppen bis zum höchsten Punkt auf den Dünen zur dort angelegten Aussichtsplattform und folgten dem Weg weiter.
Westkapelle von der Düne aus

Nun nahmen wir an, dass wir noch ein ganzes Stück weiter oben auf der Düne dem gut ausgebauten Fussweg folgen könnten. Dem war leider nicht so. Nach etwa 100 Metern war der Weg zuende. Nun mussten wir wählen. Entweder einen halben Kilometer zurück und eine lange Treppe runt

Alter Leuchtturm

er zum Strand. Oder direkt die Treppe runter – aber nicht zum Strand sondern auf die andere Seite zum Fietspad, dem Fahrradweg. Wir entschieden uns für die zweite Variante und gungen dann weitere 100 Meter einen verhältnismäßig bequemen Weg rauf und wieder runter zum Strand. Wir wollten ja schließlich die knapp 15 Kilometer von Westkapelle nach Vlissingen barfuß am Strand laufen.

Irgendwann, eine ganze Zeit später, kamen wir auch wieder bei dem Strandkokal an, in dem wir gestern schon unsere Kaffeezeit verbracht haben.

Allerdings standen diesmal ein Wasser, ein Radler und ein kühles Weizen auf unserer Wunschliste. Wir hatten an dem Tag schließlich schon fast 14 Kilometer zu Fuß hinter uns.

So gelabt, gingen wir weiter nach Vlissingen. Das ist nochmal ein Weg von etwa 50 Minuten, also ein Klax nach der vorherigen Strecke 🙂

In Vlissingen angekommen, hat wohl jemand zwischenzeitlich wieder den Stöpsel gezogen. Wieder Ebbe!

Westkapelle mit altem Leuchtturm
Also sind wir erstmal ins Hotel und haben unsere „qualmenden“ Füße hochgelegt.
Zum Abendessen haben wir uns noch einmal ein anderes Lokal ausgesucht.

Da ich nicht schon wieder Fisch essen wollte, haben wir uns was mit einer gemischten Karte ausgeguckt.

Als Einstieg gab es trotzdem für uns beide erstmal ein Kilo Muscheln, serviert in zwei süßen kleinen Töpfen zu je einem

Westkapelle

halben Kilo. Dazu gibt es in den Niederlanden üblicherweise noch einen „Puntzak Fritjes“. Das ist eine Spitztüte aus Papier, gefüllt mit dicken Fritten. Dazu werden zwei Dips gereicht. Nun gibt es verschiedene Möglichkeiten, Muscheln zu essen. Die bekannteste ist wahrscheinlich, sich eine Portion Muscheln auf den Teller zu holen. Dann nimmt man eine leere Muschel als Zange und greift sich damit aus einer Muschel vom Teller das Muschelfleisch um es dann mit etwas Dip direkt aus der Zange zu verzehren. Man nutzt also eine geeignete Muschelschale als Besteck.

Aber man ahnt es schon – auch hier gibt es wieder motorische Exoten.Wir konnten eine Dame, der morgens offensichtlich der Fön explodiert war, beobachten, die sich durchaus experimentierfreudiger gab.Es war ein Freude zuzusehen, wie sie jede Muschel einzeln auf den Teller verbrachte – mit Messer und Gabel. Weitaus unterhaltsamer waren dann die Versuche, das begehrte Muschelfleisch aus der Schale in den Mund zu bekommen – natürlich ebenfalls mit Messer und Gabel 😀 Bei uns ging es dann mit einem Ribeyesteak und wieder Fritjes weiter. Kerstin hat sich ein Menü mit Sliptong bestellt.Da wir anfangs nicht so genau wussten, was das ist haben wir verschiedene Übersetzungsmaschinen befragt. Die besten Ergebnisse will ich Euch nicht vorenthalten:

Westkapelle – Blick über den Deich
  • Slip-Zunge
  • Rutschsohle

Tatsächlich ist hier aber die Seezunge gemeint. Schlicht in Butter gebraten, mit etwas Salz und Pfeffer. Und was gab es dazu? Na klar – Fritjes 😉

So haben wir denn, gut gesättigt und mit dem nötigen Spaß, den letzten Abend in den Niederlanden hinter uns gebracht.

 

Wat een heerlijke vakantie !!

 

Wieder online…

Strand bei Dishoek
… mit dem vorerst vorletzten Bericht dieser Reise… Da wir am Samstag fast 29 Km zu Fuss unterwegs waren, nahmen wir uns Montag und Dienstag eine Auszeit am Strand. Daher ist dieser Bericht auch nicht, wie die anderen in der Gegenwart sondern, in der Vergangenheit formuliert. Am Montag sind wir von Vlissingen aus, den Strand entlang, bis Dishoek gelaufen.
Blick auf „Zand in je bed“

Dort haben wir uns Strandhäuschen angesehen. Diese werden unter dem klingenden Namen „Zand in je bed“ vermietet. Wir konnten uns die Hütten leider nur von aussen anschauen. Die Hütten sind recht neu und haben großzügige Fenster zum Meer hin. So konnten wir zumindest einen kleinen Eindruck von der, für unseren Geschmack sehr jungen und frischen Einrichtung erhaschen. Mehr Informationen dazu kann man sich unter dem Namen mithilfe einer Suchmaschine erarbeiten.

Ganz in der Nähe haben wir ein windgeschütztes Fleckchen hinter einer Düne

Möwen warten auf die Ebbe

gefunden und dort wirklich und echt gefaulenzt und ein wenig geschwommen 😉

Wir hatten ausreichend Getränke mit und ein paar Kekse. Mehr ist nicht zu empfehlen. Besonders  Speisen, die einen kräftigen Geruch entwickeln sollte man zu Hause lassen. Die „Aasgeier der See“ riechen so etwas sofort und fangen systematisch an zu nerven. Die sind zuweilen so frech, dass sie kleinen Kindern Pommes Frites direkt aus der Schale klauen. Die Kinder lassen die Schale dann oft vor Schreck fallen. Das Ergebnis sind dann sandige Pommer mit Mayo oder Ketchup, ein schreiendes Kind, genervte Eltern und eine dicker, rund gefressener und zufriedener Vogel, der alles erreicht hat, was er wollte. Die Rede ist hier von Möwen – allgegenwärtig und systematisch alles absuchend, was irgendwie Essbares verspricht.
Nachdem wir im Strandlokal, derer es hier gleich zwei auf kurzer Strecke gibt, unseren Nachmittagskaffee genommen haben, machten wir uns auf den Rückweg nach Vlissingen.

 

Buhnen
Frisch geduscht haben wir uns dann eine Tapasbar aufgesucht und waren überrascht, welche Vielfalt uns geboten wurde. Die letzte Tapes-Bar, die wir in den Niederlanden gesehen haben haben wir nach einem Blick auf die rundum frittierten Teller lieber ausgelassen.
Diese hier bot uns einen bunten Strauß an mediterranen Köstlichkeiten. Darunter auch zwei große, in Knoblauchöl gebratene Gambas.

Ein Pärchen am Nebentisch hatte das Gleiche vor uns bestellt und verkürzte uns die Wartezeit mit ihrer ganz besonderen „Gamba-Ouvertüre“.

Bunte Strandhuisjes bei Vlissingen
Beide ließen sich die Garnele bis zum Schluß. Das mag wohl daran gelegen haben, das beide nicht so recht wussten, wie man so ein Viech aufmacht und isst. Man riss den Schädelpanzer vom Rest des Tieres ab und blickte auf das wenig charmant aussehende Innenleben desselben. Das wird in der Regel auch nicht mit gegessen. Also versuchte die Dame des Tisches diesen unschönen Teil mit Messer und Gabel zu entfernen. Leider hatte sie dabei die Rechnung ohne den Bauchpanzer gemacht. Also fiedelte sie leise vor sich hin grummelnd auf dem Viech herum, bis die Bemühungen dann doch mehr oder weniger zum Erfolg führten – Der Kopf war endgültig ab. Dabei ist dann auch ein Stück des Rückenpanzers abgebrochen, den sie entfernte.
Nun hatte die Gute so langsam den Kaffee auf, schnappte sich das Objekt der Begierde mit beiden Händen und biss herzhaft in das köstliche Garneelenfleisch – und wieder in ein Stück Panzer 😉
Es krachte leise und sie sprutterte die Splitter vom Panzer auf den Teller.
Naja… irgendwann hat sie das Ding dann doch verspeist bekommen. Auf jeden Fall kam dann irgendwann auch unser Essen und waren Dankbar für diese Art der Wartezeitverkürzung.

 

Abschliessend ließen wir den Abend bei Cappuccino und Espresso ausklingen.

Abschied von der Stortemelk

Die Stortemelk bei der Abreise

Leider dauert nichts ewig… Die Stortemelk zieht weiter, heute nach Scheveningen und dann weiter mit dem Ziel, in einer Woche Kiel zu erreichen. Nun heißt es auch endgültig Abschied nehmen von dem Schiff, von Marly und Mike, die sich leider eine fiese Erkältung eingefangen hat und von den Mitseglern.
Wir haben 10 schöne Segeltage verbracht und neue Freundschaften geschlossen.
Wir sind uns sicher, dass wir uns nicht das letzte Mal auf diesem Schiff getroffen haben!

Nach dem Frühstück im Hotel treffen wir uns noch einmal mit Sabine, Julian und Maxi um von einem guten Aussichtspunkt aus der Stortemelk zuzuwinken. Am Vorabend hatten wir uns mit ein paar Leuten noch zu einem letzten Muschelessen in der Stadt verabredet.

Ciao Stortemelk und hoffentlich bis bald!

Wir können Mike am Ruder erkennen. Anja und Arne sind auch achtern bei Mike. Marly ist mit den neuen Gästen auf dem Vorschiff und macht die Einweisung in die ganzen Schoten, Fallen und Seemannsknoten.  Das ist für uns „alte Hasen“ ja nichts Neues mehr 😉
Wir stehen auf und winken heftig. Da ich, nicht ganz ohne Bedacht, meine gelbe Segelweste angezogen habe, erkennt Mike uns sofort und auch Anja winkt herüber. Mike verschwindet daraufhin im Ruderhaus und betätigt zu einem letzten Gruß das Horn und wir freuen uns wie Bolle.

Der Kanal von Vlissingen nach Middelburg

Nachdem die Stortemelk ausser Sicht ist verabschieden wir uns noch von Sabine, Julian und Maxi und gehen erstmal ein paar Kleinigkeiten in Vlissingen einkaufen. Wir wollen ja schließlich noch zu Fuß, zum Muschelfest nach Middelburg.
Also kaufen wir rasch noch ein paar Kleinigkeiten und stoffeln noch einmal zum Hotel.

Es ist in der Zwischenzeit wärmer geworden. So ziehen wir es vor, lieber in kurzen Hosen zu marschieren. Immerhin ist eine Strecke etwa siebeneinhalb Kilometer lang. Das sind wir doch garnicht mehr gewohnt. Das Schiff ist schließlich nur knapp 40m lang. Was sollen die Füße da von uns denken …

Am Markt

Aber wir tun es dennoch! In Middelburg angekommen, stellen wir fest, das Mike nicht untertrieben hat, als er sagte, Middelburg sei auf jeden Fall einen Besuch wert. Also tippeln wir durch die recht hübsche Innenstadt. Dort ist neben dem Muschelfest auch ein großer Flohmarkt. Es ist also ordentlich was los.
Wir setzen uns in ein Café und genehmigen uns das Angebot des Tages: Koffie / The & Appelgebak med Slagrom. So können wir in aller Ruhe dem regen Treiben zusehen.Unterwegs sehen wir noch einen Stand, an dem Lachs auf sehr eigenwillige Weise, direkt an offenem Feuer gegart wird.
Anschließend ziehen wir weiter durch die Gassen und finden eine italienische Eisdiele. Endlich ordentliches Eis. Sonst bekommt man nur Softeis – aber das an jeder Ecke!
Neben den bekannten Eissorten finden wir auch „Strop-Wafel“-Eis. Wer die Niederländischen Stropwafels kennt, die gibt es auch bei uns als Karamelsirup-Waffeln bei einem bekannten Discounter und diese mag, sollte das Eis unbedingt mal probieren. Ich tu’s jetzt mal in aller Öffentlichkeit und sage SAULECKER ;-)Gegen Nachmittag entscheiden wir uns, den Weg am Kanal entlang auch wieder zurück zu gehen.Am Hotel angekommen, stelle ich mit einem Blick auf meine Hirnprothese fest, dass wir heute knapp 29 Kilometer gelaufen sind. Na dann weis ich auch, warum meine Füße

Lachs am Feuer gegart – Lecker!

moppern.Also rauf aufs Zimmer – die Treppe kommt mir heute so seltsam laaaang vor –  und frisch machen für Fisch essen 😉 Danach suchen wir uns ein nettes Restaurant aus, dass auch Fischgerichte auf seiner Karte hat und lassen den Abend dort gemütlich ausklingen. Draußen vor dem Hotel tobt noch lange so etwas wie niederländische Kirmes-Disco-Mosselfest-Open-Air-Festival mit viel lauter Musik und noch lauteren Ansagen. Alles natürlich auf niederländisch – jaaa auch die Musik! Gerade wehen Fetzen eines alten Elvis-Titels herüber – in niederländisch und alles singt mehr oder weniger schön aber dafür umso lauter mit… Na dann mal gute Nacht 😉

Kirche in Middelburg

 

Auf zur letzen Segeletappe!

Heute ist zwar erst Donnerstag, aber Mike schlägt uns vor, direkt von Ramsgate zum Zielhafen nach Vlissingen durchzusegeln. Das sind noch einmal über 80 Seemeilen. Die belgische Küste bezeichnet er als „nicht sehr attraktiv“. So haben wir in Ramsgate vormittags noch etwas Zeit zum Bummeln oder ausgiebig Frühstücken.

Um 12 Uhr geht es los – voraussichtliche Ankunft in Vlissingen etwa 0:00 Uhr. Hier wo der Ärmelkanal in die Nordsee über geht, ist die See sehr raus. Aber es gibt keine Ausfälle wegen Seekrankheit.

Panorama mit Frachtschiffen
Irgendwann ist dann die belgische Küste in Sicht und wir kommen an einem riesigen Reedeplatz vorbei. Hier liegen mindestens 20 Tanker und andere Frachtschiffe vor Anker und warten darauf im Hafen ihren Auftrag erledigen zu können. Sieht schon irgendwie gespenstisch aus, wie hier so viele Kolosse in rauher See liegen – alle mit der Nase in eine Richtung, nach der Strömung ausgerichtet

Je mehr wir Richtung Vlissingen kommen, desto schlechter wird das Wetter. Irgendwie kommt das Kerstin und mir sehr bekannt vor. Das ist unser typisches „Letzter-Segeltag-schlecht-Wetter-mit-Regen“. Allerdings haben wir so guten Wind, dass die Stortemelk unter Vollzeug mit knapp 12 Knoten abgeht. Das ist für einen Schoner in der Größenordnung schon sehr schnell 🙂

Frachtschiffe auf der Perlenschnur
Also stehen wir am letzten Segeltag in Ölzeug draußen und halten mit mehreren Leuten Ausschau nach der nächsten Tonne. Weiter können wir bei dem Sauwetter nicht sehen. Da hilft auch kein Fernglas…
Irgendwann gegen Mitternacht sehen wir die Skyline von Vlissingen und der regen hat sch auch etwas verzogen.
Wir fahren in eine kleine Schleuse ein, gerade groß genug um die Stortemelk mutieren knapp 40 Metern Länge und 6,5 Stern Breite aufzunehmen und sin kurz darauf im Hafen und machen fest.
Anschließend gibt es für alle noch das obligatorische Anlegebier und wir sitzen noch bis halb Zwei um zu klönen und die Reise Revue passieren zu lassen.
Frühstück ist am nächsten Morgen um 10:00 Uhr und danach packen alle Ihre Taschen zusammen.
Einige fahren schon gegen Mittag nach Hause. Wir haben uns entschieden, noch ein paar Tage in Vlissingen zu verbringen. Netterweise bringt uns der Bruder von Mike noch mit Sack und Pack zum Hotel.
Ach ja… insgesamt haben wir 500 Seemeilen hinter uns gebracht und es war eine sehr schöne Reise. Ich denke, wir haben ein paar neue und nette Bekanntschaften geschlossen.
Vielen, vielen, lieben Dank an alle, die uns diese Reise erst möglich gemacht haben!!!

85 Seemeilen über den Ärmelkanal und ein paar Meilen mee(h)r….

Abfahrt Cherbourg mit Sonne

… und das „schnurlos verschwunden“. Stundenlang hatten wir kein Mobilfunknetz. Da muss doch einer mal was tun 😉
Gestern verlassen wir gegen 13:00 Uhr Cherbourg mit dem Ziel Ramsgate in Wales.
Gesegelt wird bis zum Abendessen ganz normal – meistens alle an Deck. Das Wetter ist schön und wir haben guten Wind von hinten.
Ab 20:00 Uhr wird dann im Schichtdienst gesegelt. Jede Schicht hat vier Stunden. Kerstin und ich gehen um 20:00 Uhr schlafen. Unsere Schicht fängt um 00:00 Uhr an und geht bis 04:00 Uhr.
Um 02:10 Uhr Land in Sicht! Und eine festlich beleuchtete Baustelle für einen Offshore-Windpark. Wir sehen das nächtliche Lichterband von Brighton. Um 02:30 Uhr nehmen wir das Topsegel herunter, weil wir eine Halse machen

müssen.
Bei der Halse geht „der Hintern vom Schiff“ durch den Wind.

Kompass bei Nacht

Danach geht das Topsegel wieder hoch. Leider ist es leicht bedeckt. Also nix mit Sterne gucken.
Dafür beehren uns ein paar Meeresorganismen mit ihrer Biolumineszenz – Meeresleuchten 🙂 Leider ist dieses Naturschauspiel so schwach ausgeprägt, dass ich leider kein vernünftiges Foto davon machen kann …

Aber man kann sich das etwa vorstellen, als wenn im Wasser ab und zu ein stecknadelkopfgroßer, funkelnder Stern aufglimmt und nach kurzer Zeit wieder vergeht.

Um 03:45 Uhr wecken wir die nächste Wache und gehen nach der Übergabe schlafen. Kaffee, Tee und was zu knabbern haben wir, wie es sich an Bord gehört (!) für die nachfolgende Wache bereit gestellt.
Um 08:00 wache ich wieder von Kaffeeduft auf. Das Frühstück ruft! Wir segeln gerade an Hastings vorbei. Allerdings haben wir nicht viel davon. Noch hängen tiefe Wolken über der Küste. Auch an den weißen Klippen von Dover

The White Cliffs of Dover

sieht es noch nicht besser aus. Die white Cliffs sehen erst so richtig beeindruckend aus, wenn sich eine von den großen Fähren, die hier zuhauf  zwischen Calais und Dover pendeln, aus dem Hafen von Dover an den hohen Klippen vorbeischiebt. Da sieht so eine große Fähre plötzlich sehr klein aus.

Wohnschiff

Am Ende des Törns haben wir über 160 Seemeilen hinter uns gebracht und sind tatsächlich bis Ramsgate gekommen. Ramsgate selber hinterlässt einen sehr gemischten Eindruck. im Yachthafen, sieht man sehr deutlich, wo das Geld steckt. Verlässt man jedoch die üblichen Touristenrouten und begibt sich abseits der Hafenpromenaden und Einkaufsgassen in die Stadt, merkt man sehr schnell, dass Ramsgate gerade den Wandel vom sozialen Brennpunkt zum Touristenort am Meer durchlebt. Mike, unser Skipper erzählt uns, dass im Moment viele Londoner Bürger hier ihr Wochenenddomizil suchen oder ganz

Lädchen in Ramsgate am Hafen

nach Ramsgate ziehen.
Kleine Anekdote am Rande: Einer unserer Mitsegler wollte uns abends etwas Gutes tun. Mike hat uns zum Abendessen ein super leckeres arabisches Buffet gezaubert. Nun wollte eben jener Mitsegler zum guten Abschluss einen Schnaps ausgeben. Was er uns dann kredenzte, betitelte er mit einem „bestimmt guten Obstler“. Nun ist der Gute leider der französischen Sprache nicht mächtig und hat sich nur auf die Bilder auf dem Etikett verlassen. Dort stand geschrieben: „Alcohol pour fruits“

Restaurants am Hafen

Das hatte leider sehr wenig mit Obstler gemein und schmeckte eher nach GABIKO auch bekannt als GAnz BIlliger KOrn. Ich schlug vor, einfach ne Banane reinzuwerfen. Die hatten wir grad reichlich an Bord. Aber irgendwie fand auch das wenig Anklang, und so widmeten wir uns lieber wieder dem Zapfhahn und den bereit gestellten Weinen 😉

Lift von Ober – zu Unterstadt

Mit fast 10 Knoten nach Cherbourg

Heute startet der  Tag mal wieder mit Traumwetter… Wind gibt es heute auch! Das ist in dieser Kombination schon fast ungewöhnlich dieses Jahr!!
Entweder man hat schönes Wetter oder man hat Wind. Trübes Wetter ohne Wind geht übrigens dieses Jahr auch…

Aber heute ist alles anders und wir sind sehr zufrieden. Wir starten um acht Uhr ohne Frühstücke, damit wir Wind und Gezeitenstrom optimal ausnutzen. Also Anker auf, alle Fallen und Schoten klar machen… Ach ja… die Segel natürlich auch. Ohne die „Lappen“ geht es ja nunmal nicht 😉

 

Wir lasen unterwegs noch die Insel Alderney an Backbord liegen und sehen schon bald die Küste der Normandie. Ziel ist die Stadt Cherbourg. Cherbourg ist mit etwa 37000 Einwohnern schon eine für Frankreich recht ansehnliche Stadt. Man kann hier ein Museum und das größte öffentlich zugängliche Atom-U-BOOT besichtigen.

Der Gezeitenstrom ist so kräftig, das wir zeitweise mit fast 10 Knoten um die Ecke gesogen werden.

Heute Abend – wir sind mittlerweile in Cherbourg – wird an Bord gegrillt. Einer unserer Mitfahrgäste erklärt sich bereit, den Grillmeister zu übernehmen.
Allerdings stellt sich heraus, das unser Grillmeister in gewissen Situationen nicht gerade erfolgreich ist. Aber nun.. das zwischen dem angebrannten und rohen ist doch ganz okeee 😉

 

Leider geht hier in Cherbourg die Schleuse vom Innenhafen erst morgen mittag wieder auf. Also geht es wohl erst gegen die Mittagszeit los.
Wir gehen zwischendurch nochmal auf ein Gläschen kühlen Rosé’s in die Stadt und beobachten das Treiben in der Fußgängerzone.
Geplant ist als nächstes eine längere Tour über Nacht. Wir wollen den Ärmelkanal queren und England besuchen. Hoffentlich ist Rasmus uns gewogen und beschert uns den richtigen Wind dafür und schönes Wetter!

Inselhopping über die Kanalinseln

Heute ist es mal ganz ruhig. Nach dem Frühstück geht es ganz, wie bei den

Saint Peter-Port Stadt

großen Kreuzfahrtschiffen: ausbooten und mit dem Schlauchboot in den Hafen.

Das Wetter ist im Moment schön und wir gehen als erstes die teilweise steilen Gassen in Saint Peter-Port hoch um uns einen Stadtgarten anzusehen. von da gehen wir weiter zu einem „Point of View“. Leider ist der aber nur für Personen ab 1,75 Meter Körperlänge geeignet. Die Pflanzen wuchern so hoch über die Mauern, dass selbst ich Schwierigkeiten habe, etwas Aussicht zu genießen.
Später finden wir noch eine andere Stelle mit etwas Aussicht auch für körperlich Benachteiligtere 😉
Blick über den Hafen zur Stortemelk

Hier hat man eine tolle Aussicht über den ganzen Hafen. Auf dem Weg nach unten gehen wir über den Hafenflohmarkt. Man gewinnt allerdings den Eindruck, dass die Stände eigens für die Touristen aufgebaut werden, die hier in Heerscharen aus den Kreuzfahrtschiffen „abgeladen“ werden.

Gut, dass wir schon so früh unterwegs sind. So langsam füllen sich die Gassen.
Stortemelk im Dunst

Als besonderes Highlight wird heute noch ein Speedboatrennen veranstaltet und die einzige Spitzkehre geht – natürlich – genau um unseren Ankerplatz. Bessere Plätze kann man nicht haben. Der Lärm, den die Dinger veranstalten ist allerdings infernalisch.

Ich frage mich zuweilen, wofür die überhaupt ein Boot benötigen. Die fahren großenteils eh nur auf ihrer Schraube. Nur Fliegen ist schöner. Da kann man sich eigentlich gleich direkt auf den Motor setzen 😉
Auf dem Weg nach Herm

Nachdem alle Landgänger zurück sind, wird der Anker gelichtet und wir fahren vorbei an der Privatinsel Jethou, südlich um die Insel Herm, um an der Ostseite von Herm – ganze 7 Seemeilen weiter – vor einem Sandstrand wieder zu Ankern. Auch hier kann man wieder mittels Schlauchboot ans Ufer. Wir verkneifen uns das jedoch. Das Wetter ist einfach nicht strandtauglich. Stattdessen verbringen wir einfach einen „Lazy Sunday Afternoon“ an Bord und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein 😉

Guernsey und was Zwiebeln schneiden mit Mathe zu tun hat.. oder eben nicht!

Morgens um 8:00 geht es erstmal ohne Frühstück los, um die Strömung bestmöglich zu nutzen. Nachdem wir dann alles an Segeln oben haben, was möglich ist, laufen wir halben Winds mit etwa 6 Knoten Nord-Ostwärts.

Segler vor Guernsey
Nun ist Frühstückszeit bei leichter Schräglage.
Endlich haben wir mal genug Wind um zu segeln und der Motor kann aus bleiben. Die Ruhe ist himmlisch.
Anfangs ist es noch bedeckt. Aber nach und nach reißt die Bewölkung auf und es wird ein wunderschöner Tag mit strahlend blauem Himmel.
Wir überqueren die Baie de Saint Brieux weit draußen. Unterwegs sehen wir das „Plateau des Roche-Douvres“. Eigentlich handelt es sich dabei nur um ein paar Felsbrocken irgendwo im Nichts. Was diese Felsen so interessant macht ist der Leuchtturm „Phare des Roche-Douvres“, den man im 19. Jahrhundert dort errichtet hat. Er ist mit 17 Seemeilen der am weitesten von einer Küste entfernte Leuchtturm Europas.
Einer unserer Mitsegler fragt unseren Skipper, ob der Leuchtturm „für die andere Seite“ sei. Unser Skipper ist genauso verblüfft über diese Frage, wie wir und fragt nach, wie die Frage zu verstehen ist. Schließlich sind so Leuchttürme mitten im freien Wasser für alle Seefahrer zur Orientierung da. Also präzisiert der Mutsegler seine Frage: „Ob der Leuchtturm für die britischen Segler ist, wenn die nach Frankreich wollen“. Wir denken uns unseren Teil und schmunzeln.

Um etwa 13:45 Uhr überfahren wir die französisch/britische Grenze. Guernsey ist mit seiner felsigen Steilküste in Sicht. Weiter an Steuerbord sehen wir die Inseln Sark und Jersey. Vor der Steilküste gehen wir auf Ostkurs um die Südöstliche Spitze der Insel. Bald kommt der Hafen Saint Peter-Port in Sicht. Nachdem alle Segel unten und ordentlich verstaut sind, saust der Anker auf den Grund. In den Hafen einlaufen können wir mit unseren 2,90 Meter Tiefgang nicht. Der Hafen unterliegt einem Gezeitenhub von etwa 9 Metern und fällt bei Ebbe trocken.

Abendstimmung vor Guernsey

 In der Zwischenzeit hat sich eine Mitseglerin bereit erklärt, Zwiebeln zu schneiden. Sie bekommt aus der Küche die Anweisung, halbe Zwiebelringe zu produzieren. Kerstin, eine andere Mitseglerin mit Namen Claudia, mit der wir uns ganz gut verstehen und ich sehen dem Schauspiel zu und stellen fest, das die halben Zwiebelringe trotz ständig wechselndem System irgendwie

Castle Cornet

überwiegend Viertelringe werden. Claudia konstatiert: „Ich habe zwar Mathe studiert, aber ein System hinter der Zwiebelverarbeitung kann ich irgendwie nicht erkennen.“ Kerstin und ich können ihr da nur beipflichten. Es hat aber auf jeden Fall hohen Unterhaltungswert 😉

Wir liegen mit direktem Blick auf Castle Cornet auf Cornet Rock, einer kleinen Insel die direkt vor Saint Peter-Port liegt und abends bunt angestrahlt wird. Saint Peter Port ist übrigens die Hauptstadt und die wichtigste Hafenstadt von Guernsey. Auf der Insel tummeln sich etwa 18500 Einwohner.
Wir haben zum Abendessen noch immer fantastisches Wetter. Als es dunkel wird, bekommen wir auch noch ein Feuerwerk zu sehen. Vom Schiff aus haben wir sozusagen Logenplätze mit Sitzmöbeln!
Feuerwerk über Saint Peter-Port

Île de Bréhat mit britischer Einlage

Während wir noch schlummern holt Mike um 5:00 Uhr schon den Anker auf

Früh morgens

und fährt los, um wenigstens den Gezeitenstrom auszunutzen.

Um 8 Uhr ist Aufstehen angesagt und das Schiff fährt gerade zum Ankerplatz vor der Île de Bréhat. Als der Anker fällt ist das frühstück fast fertig. Wir haben Traumwetter und es ist eine malerische Umgebung.
Frühstückspanorama bei der Île de Bréhat
Kurz vor dem Ankerplatz

Nach dem Frühstück lässt Mike das Schlauchboot zu Wasser und wir werden zur Insel herüber gefahren. Nun haben wir ein paar Stunden Zeit für uns und die Insel. Bevor wir los laufen, gehen wir beide erst noch in den nächsten Supermarkt und kaufen etwas zu trinken und ein paar Pfirsiche. Danach geht es weiter zum einzigen Boulanger und wir erstehen noch ein Pepito, ein Pain aux Raisins und ein schönes Croissant. So gerüstet starten wir unsere Suche nach einem schönen Badeplatz.

Der erste Anlaufpunkt ist eine kleine Bucht auf der Westseite der Insel. Allerdings stellt sich heraus, das der Untergrund eine einzige Schlickkuhle ist. Zwischen den ganzen trockenfallenden Booten zu schwimmen ist auch nicht die Erfüllung und ausser ein paar kleinen Krebsen und etwas Algenbewuchs ist beim Schnorcheln auch nichts aufregendes zu entdecken. So beschließen wir, weiter zu ziehen. Also weiter Richtung Norden. Es geht über die einzige Brücke, die die beiden Inselteile verbindet. Zwischen Palmen und vielen anderen interessanten Pflanzen entdecken wir Passionsfruchtblüten.

Endlich finden wir eine (noch) einsame Bucht. Es gibt keinen Sandstrand

Blüte der Passionsfrucht

sondern nur große und kleine rundgewaschene Steine. Das eigneit sich hervorragend zum Schnorcheln gehen. Bald entdecke ich die ersten größeren Fische.

Das mit der einsamen Bucht hat sich aber bald erledigt, nachdem ein paar weitere Touristen auf uns und eben jene Bucht aufmerksam werden.
So auch ein älteres Ehepaar, das offensichtlich auf Leihfahrrädern unterwegs ist. Die Fahrräder werden ordentlich „geparkt“ und dann geht es mit Sack und Pack in das steinige Geröllfeld.
Irgendwann entschließt die gesetztere Dame sich, etwa 15 m zu einem großen Felsbrocken mit Plateau zu schwimmen. Sehr beachtlich dabei ist der eigenwillige Schwimmstil. Vorne Brustschwimmen, hinten Kraulbeinschlag. Das ganze mit eher mäßigen Vortrieb.
Er steht derweil am Felsufer und weis nicht so recht was mit sich anzufangen. Dann bekommen wir den ersten Lachflash als sie rüber ruft „Darling, isn’t it a nice Picnic-place? Would you please bring the Bag with the Picknick?“ Aha, der Durchschnitts-Brexit-Befürworter, konstatieren wir.
Ohne zu murren greift der Brite von Welt nach der Picknicktasche und fragt in vorauseilendem Gehorsam bei seine Holden an, ob er ihre Tasche auch noch mitbringen soll, was sie natürlich bejaht.

Also steht er am Ufer auf den Felsen, bepackt wie ein Maulesel, denn die Schuhe und die abgelegte Bekleidung muss ja auch noch mit… durch das etwa hüfttiefe Wasser mit den vielen unbequemen Steinen am Grund. Da er noch nicht so recht schlüssig ist, wie er nun zu dem Steinplateau gelangen soll, kommt ihm seine Holde entgegen … Wieder mit diesem eigentümlichen Schwimmstil. Wohl gemerkt -das Wasser ist hüfttief und wir haben ablaufendes Wasser. Bei ihrem Gatten angekommen, nimmt sie ihn unter ihre Fittiche, läuft auf allen Vieren vor ihm her und versucht die Steine aus dem Weg zu räumen. Das ist an der Cote Granite Rose natürlich ein eher sinnloses Unterfangen. Nachdem sie das irgendwann auch begriffen hat und er sich mit Sack und Pack fast auf den Bart legt – nasse Steine sind zuweilen glitschig – nimmt sie ihm zumindest die Picknicktasche ab und stoffelt schon mal vor.

Die Stortemelk vor Anker

Derweil steht Er, auf der Hälfte des Weges , völlig alleingelassen auf 15 m Wasserstrecke … die mittlerweile aber nur noch knietief ist…

Irgendwann kommt er dann doch auf dem Steinplateau  an und sie belohnt ihren Gatten mit einer innigen Umarmung und Küsschen für seine Heldentat.
Etwa 10-15 Minuten später wären die 2 trockenen Fußes dort hingekommen. British Comedy pur und das als kostenfrei Reisezugabe 🙂
Seine Schuhe stehen übrigens immer noch da, wo die beiden zuerst ankamen!
Irgendwann nachmittags machen wir uns auf den Weg zurück. Der Weg an Bord geht wieder über das Schlauchboot. Allerdings bei Niedrigwasser. Also stiefeln wir doch wieder durch Schlick um überhaupt zum Schlauchboot zu kommen. Dort angekommen, schwimme ich noch 2 Runden ums Schiff um den Sand loszuwerden.
Nach einem überaus entspannten Nachmittag genießen wir noch die schöne Abendstimmung und gehen alle irgendwie früh zu Bett. Morgen wird früh aufgestanden, denn es soll Wind geben und den wollen wir nutzen um zu den Kanalinseln zu gelangen.
Abendstimmung